Nature meets Art in der Fähre Bad Saulgau

Genau genommen sind Natur und Kunst Gegensätze: Das eine ist gewachsen, das andere gemacht, das eine ohne menschliches Zutun, nicht selten dem Zufall entsprungen, das andere produziert, von Menschenhand gestaltet, im Idealfall mit bewusster Aussage. Eine Ausstellung in der Fähre in Bad Saulgau zeigt derzeit, wie die beiden einander so fernen Bereiche sich zur Einheit fügen können, indem die Kunst ihren Ausgangspunkt von der Natur nimmt, diese dann aber in etwas gänzlich Neues verwandelt.

Florian Staudenmaier, Der Baum, 2023

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Die psychologische Studie eines Realisten: Anthony Trollopes Roman: „He Knew He Was Right“ in neuer Übersetzung: „Hatte er nicht recht?“

Definiert man den literarischen Realismus als die Literaturgattung, die mithilfe des dichterischen Wortes ein glaubhaftes Porträt der Welt zeichnet, dann zählt Anthony Trollope zu den herausragenden Vertretern dieses Fachs, auch wenn er in Deutschland nahezu unbekannt ist. Erst peu à peu (im wahrsten Sinn der Bezeichnung) erscheinen seine Romane – er schrieb insgesamt rund vierzig – auch in deutscher Sprache; jetzt ein Werk, das er selbst für misslungen hielt, ganz im Unterschied zu seinen Lesern – zumindest in England, wo er auch heute zu den populären Autoren zählt –, die diesen Roman sehr schätzen; so wurde er 2004 von der BBC in einer vierteiligen Serie für das Fernsehen bearbeitet. Jetzt ist er in deutscher Sprache herausgekommen: Hatte er nicht recht?

 

Anthony Trollope, Hatte er nicht recht?

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Der Natur sehr nahe: „Landleben“ in der Kunststiftung Hohenkarpfen

Natürlich gibt es das Leben auf dem Land auch heute noch, so altmodisch der Begriff auch anmuten mag. Doch mit dem krassen Gegensatz, mit dem in früheren Zeiten Land- und Stadtleben gegeneinander abgegrenzt wurden, hat es wenig zu tun. So wirft die Ausstellung, die die Kunststiftung Hohenkarpfen unter diesem Titelwort präsentiert, denn auch eher einen Blick in die Vergangenheit, auch wenn die Jetztzeit nicht ganz ausgeblendet ist.

Johann Sperl, Hochzeitszug auf der Schwäbischen Alb, 1873/74. Foto: U. Schäfer-Zerbst

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Vom Wesen der Farbe: Emil Kiess in der Orangerie in Donaueschingen

Zitrusbäume waren in früheren Zeiten ein ganz besonderer Luxus. Zum einen wuchsen an ihnen Früchte, die man nur aus dem sonnigen Süden kannte, zum anderen bedurften sie in der kalten Jahreszeit eines besonderen Schutzes: Dafür wurden eigens nach ihnen benannte Gebäude errichtet, die Orangerien: hell, mit viel Glas, nicht selten auch beheizbar. Doch ihre Nutzfunktion gehört der Vergangenheit an. Die Folge: nicht selten Leerstand und damit oft verbunden baulicher Verfall. Die zum Fürstenhaus in Donaueschingen gehörende Orangerie wurde aus Denkmalschutzperspektive inzwischen perfekt wiederhergestellt, doch für die Nutzung fehlten realisierbare Projekte. Derzeit bietet sie Raum für eine Kunstausstellung mit Werken von Emil Kiess.

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Kunst-Erleben bei Beat Zoderer

Kunst und Lebenswelt sind zwei gesonderte Sphären. Im Fall des Schweizers Beat Zoderer gehen sie eine geradezu symbiotische Verbindung ein: Seine Arbeiten sind ohne sein Erleben der anderen undenkbar. Auf diese Weise wirkt sein Schaffen meist sehr vertraut und verblüfft den Betrachter dennoch im selben Augenblick.

Das große Kreuzworträtsel, 1984 © VG Bild-Kunst, Bonn. Foto: U. Schäfer-Zerbst

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Natur wird Kunst – Bilder vom Blühen im 20. Jahrhundert

Es galt, die Üppigkeit der Blumen möglichst naturgetreu wiederzugeben, und das mit Pinsel und Farbe. Die Niederländer vollbrachten dabei im 17. Jahrhundert wahre Malwunder. Doch die Zeit, in der die Malerei die Realität abzubilden hatte, ist längst Geschichte, und so sollte man meinen, ein Blumenstillleben habe in der Kunst des 20. Jahrhunderts, gar der Gegenwart, keinen Platz. Doch weit gefehlt, wie eine Ausstellung in der Galerie Schlichtenmaier zeigt: „Blumen und andere florale Impressionen“.

Ralph Fleck, Pharao, 1993

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Künstlerische Waldwelten von heute

Es ist eines der berühmtesten Waldtiere der Welt – Bambi, das Reh mit dem unnachahmlichen Augenaufschlag. Doch dieses Tier ist reine Fiktion, erdacht in den Studios von Walt Disney – nach einem zwei Jahrzehnte davor entstandenen Roman von Felix Salten, dessen Buch mit der härteren Alltagswelt der Tiere mehr zu tun hat als die Kinoversion. Kein Wunder, dass Künstlern von heute beim Thema Wald das braune Hochwild nicht in den Sinn kommt, wie jetzt eine Ausstellung im Forum Kunst in Rottweil zeigt.

Thomas Putze, Sau, 2013/2024

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Das Wesen der Oberfläche: Willi Sibers Gratwanderung zwischen Inhalt und „Schale“ in der Fähre, Bad Saulgau

Es gibt ihn matt und glänzend, in allen erdenklichen Farben – Lack: Er schützt Oberflächen, macht sie für die Berührung angenehm und bringt Farbe in unser Leben. Genau genommen ist er freilich nichts als Oberfläche, Tünche, die das Darunterliegende verbirgt. Lenkt er damit vom Wesentlichen ab – oder ist er vielleicht das Wesentliche? Diese Fragen kommen einem vor den Arbeiten von Willi Siber in den Sinn, die derzeit in der Städtischen Galerie Fähre in Bad Saulgau zu sehen sind.

Installation, 21-teilig, 2024

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Naturkunst – Kunstnatur: Blumenscannogramme von Luzia Simons

Man meint, den Duft der Blüten riechen zu können, so präzise porträtierten die Meister des 17. Jahrhunderts ihre Blumensträuße. An diese Maltradition fühlt man sich erinnert vor den Bildern von Luzia Simons, doch sie strebt nicht mit Pinsel und Farbe detailgetreue Abbildungen an, sie greift zu Techniken unserer Tage, und schafft doch keine schlichten Blumenporträts, wie eine Ausstellung in der Galerie Schlichtenmaier in Dätzingen zeigt.

Stockage 216_1/5, 2024 © Luzia Simons / VG Bild-Kunst, Bonn

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Abstrahierte Natur: Kopfplastiken von Hubert Rieber

Der Kinderreim – wie auch so manche Kinderzeichnung – verrät das Wesen der abstrakten Gestaltung: Punkt Punkt, Komma Strich – mehr braucht es nicht für ein Gesicht. Der Bildhauer und Zeichner Hubert Rieber verzichtet auf jede naturalistische Ähnlichkeit mit dem menschlichen Kopf, und doch prägt diese Form sein Schaffen, wie jetzt eine Ausstellung in der Städtischen Galerie Tuttlingen zeigt.

Hubert Rieber, Großer Metallkopf. Foto: U. Schäfer-Zerbst

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