Archiv für den Monat: April 2023

Zeitlose Malerei des 19. Jahrhunderts: Hans Thoma

Er liebte seine Schwarzwälder Heimat – Hans Thoma, 1839 in Bernau geboren – und war ganz der Malerei des 19. Jahrhunderts verpflichtet – was ihn aus heutiger Sicht leicht veraltet wirken lässt. Das ist er sicher auch, doch in einer Ausstellung in der Kunststiftung Hohenkarpfen kann man entdecken, dass auch eine solche ganz ihrer Zeit verhaftete Malerei selbst im 21. Jahrhundert ihre Faszination ausüben kann, sofern es sich um Malerei von Rang handelt. Bei Hans Thoma ist das, zumindest in seinen besten Arbeiten, der Fall.

Meernymphen, o.J., Foto: U. Schäfer-Zerbst

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Pole menschlicher Existenz: Die Passion aus der Sicht von Künstlern

Zwei sich im rechten Winkel querende Striche – ein Kreuz. Es findet sich schon in der Frühzeit der Menschen, in der Mathematik, im Straßenverkehr – und in der Religion, in der christlichen zumal an zentraler Stelle als Symbol für den Tod Christi. Dreißig Jahre lang lud die Gemeinde St. Fidelis in Sigmaringen Künstler unserer Tage zu Ostern ein, sich bildnerisch Gedanken zu diesem Anlass zu machen. Eine Ausstellung in der Kreisgalerie in Schloss Meßkirch dokumentiert diese Aktionen: „Der Tod hat nicht das letzte Wort.“

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Das Einst zum Leben erwecken: Die Kunst der Erinnerung von Julia Weißflog

Zucker, Eier, Butter, Mehl, etwas Vanille – mehr braucht es nicht für die süßen Madeleineküchlein. Durch Marcel Proust fanden sie Eingang in die Weltliteratur, denn ihr Geschmack entführt den Erzähler seines großen Romans Auf der Suche nach der verlorenen Zeit in die Welt seiner Kindheit, und sie sind nicht die einzigen Auslöser für seine Erinnerungen an die Vergangenheit. Auch eine Melodie oder der Anblick von drei Bäumen in Balbec entführen ihn in die „verlorene Zeit“. Bei der jungen Graphikerin Julia Weißflog war es das Haus ihrer Kindheitstage, wie die Ausstellung der diesjährigen Preisträgerin des Holzschnitt-Förderpreises des Freundeskreises des Kunstmuseums Reutlingen zeigt.

Scheinbar Unwichtiges XXV, 2022. Foto: U. Schäfer-Zerbst

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Für Aug und Ohr? Ulrich Rasches szenische Version von Bachs Johannes-Passion an der Oper Stuttgart

Wird eine Passion von Johann Sebastian Bach in der Kirche aufgeführt, wirkt sie anders als im Konzertsaal, was man schon an der Art des Beifalls merkt: In der Kirche nicht selten zunächst verhalten, wenn er nicht völlig ausbleibt, im Konzertsaal je nach Qualität der Aufführung begeistert. Der Applaus nach der Johannes-Passion, wie sie die Oper Stuttgart nun auf die Bühne brachte, war, wie man ihn von eine Opernpremiere her kennt: begeistert, fast frenetisch.

Staatsopernchor Stuttgart. Foto: Matthias Baus

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Rätselhafte Klarheit: Hans Peter Reuter

Es ist das vielleicht schlichteste, zugleich am eindeutigsten identifizierbare geometrische Gebilde: das Quadrat, zu dessen Konstruktion es einer einzigen Angabe bedarf: Seitenlänge oder Diagonale. Im Unterschied zu Rechteck, Raute oder Trapez ist ein Quadrat stets – frei nach Gertrude Stein – ein Quadrat ist ein Quadrat…. Der Maler Hans Peter Reuter hat es seit Jahrzehnten zur Keimzelle seines ganzen bildnerischen Schaffens gemacht – und sein enormes Ausdrucksspektrum trotz der Gleichförmigkeit demonstriert.

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