Archiv für den Monat: März 2021

Wie im Film: Rossinis Il Signor Bruschino an der Bayerischen Staatsoper

Dass ein Opernregisseur während der Ouvertüre einen Film abspulen lässt und darin nicht selten seine eigene Vorgeschichte der Handlung präsentiert, ist inzwischen fast schon gang und gäbe, und auch dass während der Oper Filme über eine Leinwand flimmern. Damit freilich begnügte sich Regisseur Marcus H. Rosenmüller nicht. In seiner Inszenierung von Rossinis Il Signor Bruschino an der Bayerischen Staatsoper, deren Premiere im Internet als Stream zu sehen war, prägt die Filmästhetik das ganze Bühnengeschehen.

Josh Lovell (Florville), Emily Pogorelc (Sofia), Orchester der Bayerischen Staatsoper © Wilfried Hösl

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Die Tücken des Streamings: Die Premierenübertragung von Verdis La Traviata aus der Staatsoper Wien

Auch wenn die Opernhäuser noch geschlossen sein müssen, geht der Opern- und Ballettbetrieb weiter, reduziert zwar vor leeren Häusern, aber mit Liveaufführungen und Premieren, und konfrontiert den Zuschauer mit einer neuen Ästhetik. Natürlich ist der Klang im Opernhaus dem aus dem Lautsprecher des Heimkinos vorzuziehen, dafür aber ist der Betrachter durch die Kameraperspektiven dem mimischen und gestischen Geschehen sehr viel näher und er sieht Details, die vom festen Platz im Zuschauerraum weniger präsent sind. Bei der Traviata-Premiere an der Wiener Staatsoper freilich, die man per Streaming im Internet verfolgen konnte, war dieses Vergnügen eingeschränkt.

Pretty Yende © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

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Musik tanzt: Mozarts Gran Partita als Inspiration für einen Ballettabend an der Opéra nationale du Rhin

Dass aus einem Schauspieler ein guter Regisseur wird, ist keine Selbstverständlichkeit und auch eher die Ausnahme. Ganz anders in der Welt des Tanzes. Die meisten großen Choreographen fingen als Tänzer an, ob sie nun John Neumeier heißen, Uwe Scholz oder Marco Goecke. Insofern ist ein Ballettdirektor gut beraten, wenn er Tänzern mit choreographischen Ambitionen Möglichkeiten hierfür einräumt. Bruno Bouché, der Leiter des Balletts der Opéra nationale du Rhin, hat nun sieben jungen Talenten seiner Truppe die Aufgabe gestellt, zu jeweils einem Satz von Mozarts Gran Partita ein Tanzstück zu kreieren.

Christina Cecchini. Screenshot vom Stream

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Von der Realität auf die Ballettbühne: Cecil Hotel von Andrey Kaydanovskiy beim Bayerischen Staatsballett

Abgesehen von der Tragik für die unmittelbar Betroffenen ist ein Todesfall in einem Hotel auch für den Hotelier eine unangenehme Angelegenheit, über die wenig gesprochen wird. Erst recht gilt das für einen unnatürlichen Tod, also einen Mord. Im Cecil Hotel in Los Angeles freilich war das eine Zeitlang schon nahezu Normalität, denn 1984/85 war ein gewisser Richard Ramirez hier während seines Hotelaufenthalts für vierzehn Morde in der Umgebung verantwortlich und einige Jahre danach der österreichische Serienmörder Jack Unterweger für drei im Hotel selbst. Außerdem fand man 2013 die Leiche der jungen Elisa Lam im Wasserversorgungstank auf dem Hoteldach. 2019 wählte Andrey Kaydanovskiy dies als Vorlage für eine Choreographie am Bayerischen Staatsballett, die jetzt als Stream im Internet verfügbar ist.

Ensemble © S. Gherciu

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Wieviel Personal ist nötig? Marco Goeckes Der Liebhaber nach Marguerite Duras

Wenn ein literarisches Werk auf die Ballettbühne gelangt, dann geht das in der Regel einher mit einer Reduzierung. Die Zahl der Figuren und der Handlungseinheiten wird verringert, denn die Übermittlung von dramatischen Inhalten benötigt auf der Tanzbühne meist mehr Zeit als auf der Sprechbühne oder im Roman. Als Marco Goecke sich entschloss, den Roman Der Liebhaber von Marguerite Duras in ein Ballett zu verwandeln, hätte er diese Komprimierungsarbeit gar nicht leisten müssen, denn der Roman kommt weitgehend mit fünf Figuren aus. Er aber fügte diesen Hauptfiguren weitere hinzu.

 

Lilit Hakobyan (French Woman) © Ralf Mohr

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