Archiv der Kategorie: Kunst

Kreis und Quadrat – eine unendliche Geschichte

Dem schon legendären Satz von Sepp Herberger ist anzumerken, wie schwer das alles sein muss: Das Runde müsse ins Eckige, so definierte der ehemalige Bundesfußballtrainer das Ziel seines Sports – und der Satz klingt wie ein Stoßseufzer angesichts der Tatsache, wie schwer dieses Ziel zu erreichen ist. Dabei ist das Eckige im Fußballsport noch relativ leicht zu treffen, denn es ist rechteckig, der Ball hat also durchaus Platz darin. Ganz anders sieht es beim Quadrat aus, denn will man eine entsprechend große Kugel in ein solches Viereck platzieren, muss man schon sehr genau treffen. Die „Quadratur des Kreises“ gilt denn ja auch als Inbegriff des Unmöglichen. Diesem Spannungsverhältnis widmet sich die neue Ausstellung in dem auf das Quadrat spezialisierten Museum Ritter in Waldenbuch.

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Laster mit Todesfolge für alles Menschliche: Michael Kviums Zyklus zu den sieben Todsünden

Seit eineinhalb Jahrtausenden bewegen sie die Gemüter, reizen sie die Fantasie: die sieben Hauptsünden, wie sie gerne krass bezeichnet werden, der Begriff Hauptlaster wäre sinnvoller. Kein Geringerer als Papst Gregor I. hat sie zu einem Kanon zusammengefasst. Und als hätte das Mittelalter bereits die moderne Sucht nach Abkürzungen und einprägsamen Begriffen gekannt, fand sich für sie auch bald ein Name: SALIGIA, ein Akronym, gebildet aus den lateinischen Begriffen Superbia (Stolz), Avaritia (Geiz), Luxuria (Wollust), Ira (Zorn), Gula (Völlerei), Invidia (Neid), Acedia (Faulheit). Die größten Künstler haben sich ihnen gewidmet, von Hieronymus Bosch über Albrecht Dürer bis hin zu Otto Dix und Bruce Nauman. Die Kunsthalle Göppingen zeigt den Zyklus von Michael Kvium – der in Dänemark Hunderttausende in seine Ausstellungen lockt, hierzulande aber immer noch ein Unbekannter ist.

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Michael Kvium: Avaritia. Foto: Frank Kleinbach

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Geometrisch oder organisch – Hauptsache abstrakt: Sophie Taeuber-Arp und Hans Arp

Längliche farbige Rechtecke neben- oder übereinander gelagert – über solche Arbeiten lernte Hans Arp seine spätere Frau Sophie Taeuber kennen: in einer Ausstellung mit „modernen Wandteppichen“, das war 1916, und Arp war von Anfang an begeistert. Er selbst hatte sich da künstlerisch noch nicht festgelegt, doch als er wenige Jahre danach dann seinen Stil entwickelte, wirkte der wie ein Kontrastprogramm zu dem seiner Freundin – und ab 1922 Frau. Die Städtische Galerie in Bietigheim zeigt zwei Künstlermentalitäten, wie sie konträrer kaum sein könnten und die sich doch zu einem Traumpaar der Kunst entwickelten.

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Ein Raum wird zum Kunstwerk: Heiko Wommelsdorf in der Städtischen Galerie Reutlingen

Man findet sie in Ausstellungsräumen meist versteckt in einer Ecke des Raums: kleine zylinderartige Geräte, die mit einem dünnen Stift auf vorgedrucktes Papier Linien schreiben und damit Luftfeuchtigkeit und Temperatur des Raumes festhalten als Kontrolle für die Verantwortlichen, die für eine gleichbleibende Raumatmosphäre für die empfindlichen Kunstwerke zu sorgen haben. Und wenn das Museum nicht über eine gute Klimaanlage verfügt, wie die in einem ehemaligen Fabrikgebäude untergebrachte Städtische Galerie Reutlingen, dann befinden sich auch noch vitrinengroße weitere Geräte im Raum, Luftbefeuchter, die dafür sorgen, dass die Hygrothermographen konstante Linien zeigen. Solche Geräte finden sich auch jetzt in diesem großen Saal, allerdings nicht verschämt in die Ecke gerückt, sondern mitten im Raum platziert, und auch gleich in Serie: Heiko Wommelsdorf hat jeweils sechs von ihnen in Reih und Glied aufgestellt, unübersehbar – und das sollen sie auch sein, denn sie sind Teil seiner großen Reutlinger Rauminstallation.

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Der Alltag als Rätsel: Gerhard Walter Feuchters Kafka-Zyklus

Seine Sprache klingt, als handle sie vom Alltäglichsten der Welt, und doch gibt jeder seiner so alltäglich wirkenden Sätze Rätsel auf. Franz Kafka entführt den Leser schon mit wenigen Worten in eine Welt des Alptraums, in dem sich der Träumer ja auch in aberwitzige Situationen versetzt sieht, die jedoch alle paradoxerweise einer in sich schlüssigen Logik zu folgen scheinen. Und wie im Traum gibt es auch bei Kafka keine Auflösung der Rätsel, vor denen sich die Figuren und die Leser gestellt sehen. Gerhard Walter Feuchter hat diese Rätselhaftigkeit in einem großen Zyklus in archaisch wirkende Bilder gefasst: „Kafka !!!“

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Zum Raum wird hier die Farbe: rosalies „Lichtwirbel“ im Sindelfinger Schauwerk

Im Düsseldorfer Medienhafen klettern bunte Plastikfiguren die Fassaden empor. In Nürnberg überraschen ein flitzender und ein sitzender Hase auf dem Dach eines Hochhausübergangs, und vor der FILharmonie in Filderstadt bei Stuttgart locken grellbunte Lippenpaare die Blicke auf sich – Skulpturen der Stuttgarter Künstlerin rosalie. Längst aber hat sie den Weg von den bunten Kunststoffobjekten zu einem ungleich faszinierenderen Material gefunden, wie sie es spätestens in ihrem Bühnenbild zum Ring des Nibelungen in Bayreuth 1994 demonstriert hat: rosalie arbeitet mit Licht – und hat als neueste Kreation im Sindelfinger Schauwerk damit eine wahre Zauberwelt geschaffen.

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Miniaturen am Gürtel: Japanische Inrōs im Lindenmuseum Stuttgart

Trotz gelegentlicher Modeströmungen (etwa in den 80er Jahren oder auch wieder in jüngerer Zeit) tun sich hierzulande Männer mit Handtaschen schwer. Sie verstauen ihre Börsen und Taschentücher lieber in den Hosentaschen. Doch was, wenn die Männermode nicht über solche praktischen Accessoires verfügt wie im Japan früherer Jahrhunderte? Wer damals etwas auf sich hielt – und über das nötige Kleingeld verfügte –, investierte in „Inrōs“ – kleine Behälter, die mithilfe eines Knebels (Netsuke) am Gürtel getragen wurden. Und wie so oft in der japanischen Kultur ist alles sehr klein und sehr fein.

Fische und Tintenfisch, Japan, 19. Jh., Inv.Nr. OA 18.517, TI290, OA 19.365, TN 9072, Copyright L (601x900)

Fische und Tintenfisch. Japan, 19. Jh. © Linden-Museum Stuttgart, Foto: Anatol Dreyer

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Zweimal Krieg: Otto Dix und Paul Kälberer

In der Kunstgeschichte zählen Jahre oftmals weniger als im realen Leben. Otto Dix, geboren 1891, und Paul Kälberer, geboren 1896 – zwei Künstler, die sich in ihren jungen Jahren intensiv mit der großen Tradition der europäischen Malerei auseinandersetzen: Dix studiert in Dresden die Alten Meister, deren Maltechnik er später nachahmen sollte, experimentiert aber auch schon früh mit aktuellen avantgardistischen Strömungen wie Kubismus und Futurismus; Kälberer lässt sich auf einer Italienreise nachhaltig von der Frührenaissance anregen, an modernen Einflüssen fehlt es an der Stuttgarter Akademie, nachdem dort mit Adolf Hölzel die abstrakten Tendenzen ein Ende gefunden hatten. Entsprechend unterschiedlich verlaufen die künstlerischen Wege dieser beiden Maler, die jedoch ein zweites biographisches Detail verbindet: Beide melden sich gleich zu Beginn des 1. Weltkriegs freiwillig zum Dienst, beide erkennen aber schon sehr bald die katastrophalen Auswirkungen des Schlachtgeschehens, und beide halten künstlerisch fest, was sie dort erleben – jeweils auf ihre Weise.

 

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Altmodisch oder modern? Gustave Courbet und Carl Schuch

Der eine trat nicht selten wie ein Berserker auf und meinte, einen Schuss „Marktschreier“ könne ein Künstler gut brauchen: Gustave Courbet, der große Realist der französischen Malerei des 19. Jahrhunderts. Der andere hatte es finanziell nicht nötig, für seine Kunst Reklame zu machen, arbeitete eher im Hintergrund – und ist heute entsprechend wenig bekannt: Carl Schuch, auch er zählt zu den großen Realisten des 19. Jahrhunderts – und ließ sich, knapp dreißig Jahre jünger als Courbet, von dem berühmten französischen Kollegen inspirieren. Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser beiden so konträren Künstlermentalitäten lassen sich nun im Kunstmuseum Hohenkarpfen und dem Stadtmuseum Hüfingen studieren.

 

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Das Rätsel als Normalität – Giorgio de Chirico in der Staatsgalerie Stuttgart

Wenn auf einem Bild ein Blick durch ein Fenster unversehens zu einem Gemälde auf einer Staffelei mutiert, denkt man an René Magritte, ziehen sich Ziffernblätter in die Länge, ist der Name Salvador Dalí bei der Hand, wenn Naturphänomene wie Blätter mit Szenen aus Trivialromanen kombiniert sind, deutet alles auf die Collagetechnik eines Max Ernst – alles Künstler, in deren Werken der Alltag ins Fantastische umkippt. Die Staatsgalerie Stuttgart zeigt nun in einer großen Ausstellung, dass diese Künstler möglicherweise einen ganz anderen Weg gegangen wären, wenn ihnen nicht ein Italiener maßgebliche Impulse gegeben hätte: Giorgio de Chirico.

 

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