Bedient sich heute ein Komponist bei Werken eines anderen, muss er mit einem Plagiatsprozess rechnen. In früheren Epochen galt derlei Treiben als legitim, ja als Ausdruck hoher Wertschätzung für den Kollegen. So verarbeitete Johann Sebastian Bach ganze Konzerte seines Kollegen Vivaldi. In dieser Hinsicht dürfte sich Franz Schubert nicht beklagen. 1916 nahm sich Heinrich Berté ein Dutzend von Schuberts beliebtesten Melodien, unterlegte sie teils mit neuem Text und machte eine Operette daraus. Siebzig Jahre nach ihm verband Luciano Berio drei sinfonische Sätze von Schubert mit eigenen Zwischenteilen. Dass Johanna Doderer jetzt in einer Oper über Schubert auch dessen Musik erklingen lässt, ist da nur konsequent, sie freilich wählte einen noch raffinierteren Weg als Berio.
Daniel Prohaska © Christian POGO Zach









