Archiv des Autors: Dr. Rainer Zerbst

I like America. Zeitgenössische Kunst aus den USA im Schauwerk Sindelfingen

Amerikanische Kunst der letzten 50 Jahre, das heißt: Pop Art, geometrische Abstraktion, Lichtinstallationen – und immer wieder auch: Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Das Schauwerk in Sindelfingen zeigt in einer rund 100 Arbeiten umfassenden Ausstellung einen repräsentativen Querschnitt durch diese Kunst – mit Werken von Robert Longo, Dennis Hopper, Frank Stella, um nur einige zu nennen. Die Ausstellung trägt den Titel: „I like America“, nach einer berühmten Videoarbeit von Joseph Beuys, und viele Arbeiten haben tatsächlich das Land zum Thema, in dem diese Künstler leben.

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Auf den Spuren von de Kooning in der Villa Merkel in Esslingen

In einer Zeit, in der jeder Maler, der auf der Höhe der Zeit sein wollte, nach Abstraktion griff, schuf Willem de Kooning ab den 30er Jahren Bilder von Frauen, deren Körper durch wilde Pinselstriche geradezu zerfetzt wirken, übermalt, deformiert. Eine Ausstellung in der Villa Merkel spürt nun der Frage nach, inwieweit de Koonings Vorbild Folgen hatte, denn sie zeigt, dass das Prinzip der Zerstörung, Übermalung oder Zermalung von Körpern bis in unsere Gegenwart hinein Künstler immer wieder zu den unterschiedlichsten Kreationen anregte. Den Titel der Ausstellung gab ein Gemälde des Amerikaners Peter Saul: „Better than de Kooning“.

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Literarische Schlaglichter. Die neue Dauerausstellung im Deutschen Literaturarchiv in Marbach

Neun Jahre lang konnte man die alte Dauerausstellung im Deutschen Literaturarchiv in Marbach bestaunen – eine anstrengende Ausstellung, denn der Besucher war mit über Tausend Objekten konfrontiert. Die neue Dauerausstellung begnügt sich mit „nur“ 280 Exponaten. „Die Seele“ heißt sie – und mit der Seele ist das Marbacher Archiv gemeint.

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                                                                     Bild: DLA Marbach

Die neue Dauerausstellung in Marbach hätte auch – frei nach Heinrich Mann – den Titel tragen können: „Ein Zeitalter wird besichtigt“, denn für jedes Jahr des 20. Jahrhunderts finden sich in den zahlreichen Vitrinen Beispiele aus dem riesigen Marbacher Archiv ausgewählt – und es passierte in Sachen Literatur viel in diesem Jahrhundert, nicht zuletzt änderten sich die Schreibgewohnheiten, was sich erstaunlicherweise aber nur bedingt in den Exponaten niederschlug.

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Es hängt alles irgendwie zusammen. Eine Ausstellung im Kunstmuseum Ravensburg über das Verhältnis Mensch und Pflanze

Kaum eine politische Debatte mehr ohne einen Gedanken an die Natur – und doch ist sie gefährdeter denn je – durch Schuld des Menschen. Allzu sehr hat er sich das Bibelwort zu eigen gemacht, der Mensch solle sich die Erde untertan machen. Das Kunstmuseum Ravensburg will jetzt mit einer großen, 500 Jahre umfassenden Ausstellung das Bewusstsein nochmals schärfen. „Ich bin eine Pflanze“ heißt die Ausstellung, gezeigt werden, wie der Untertitel verheißt: Naturprozesse in der Kunst.

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Weltkommentar mit der Blechtrommel. Der Grass-Roman am alten Schauspielhaus in Stuttgart

Als Günter Grass 1959 seinen Roman „Die Blechtrommel“ veröffentlichte, erhielt er wegen seiner völlig neuen, stilistisch überbordenden Sprache Lobeshymnen, aber auch wütende Verrisse. Seine Geschichte um den kleinen Oskar Matzerath, der sich angesichts der heuchlerischen Welt um ihn herum weigert, weiter zu wachsen, und seine Kommentare mit einer Trommel zu Gehör bringt, war nicht zuletzt auch wegen ihrer sexuellen Freizügigkeit in Adenauers Wirtschaftswunderdeutschland ein Affront. Inzwischen gilt die „Blechtrommel“ als Meilenstein in der Romanliteratur des 20. Jahrhunderts, brachte dem Regisseur Volker Schlöndorf für dessen Verfilmung mit dem kleinen David Bennent als Oskar Matzerath einen Oscar. Jetzt hat der Regisseur Volkmar Kamm eine Bühnenversion erstellt und am Alten Schauspielhaus in Stuttgart inszeniert.

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                                                                                           Raphael Grosch. Foto: Sabine Haymann

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Landschaft ohne Bäume

Im 17. Jahrhundert entdeckten die niederländischen Maler die Landschaft als eigenständiges Motiv. Von da an erfreute sie sich zunehmender Beliebtheit – bis die Fotografie die Abbildfunktion übernahm und die Malerei neue Ausdrucksformen suchte. Wenn Künstler heute sich dennoch der Landschaft zuwenden – und sie tun es in jüngster Zeit erstaunlich häufig -, dann entstehen Landschaftsbilder völlig neuer Art – jetzt zu sehen im ehemaligen Kloster Mariaberg, in dem heute eine therapeutische Einrichtung für Menschen mit Behinderungen untergebracht ist.

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Dirigenten hautnah

Man sieht von ihnen nur den Rücken, die ausdrucksstarken Bewegungen der Arme und Hände, gelegentlich ein Körperwiegen – der Dirigent im Konzert ist ein weitgehend anonymes Wesen, das sich über die Musik ausdrückt. Das Programmheft gibt meist lediglich einige dürre Fakten zur Karriere. So wird es auch im 1. Sinfoniekonzert des Staatsorchesters der Oper Stuttgart sein. Hartmut Haenchen dirigiert am 11. und 12. Oktober zwei Hauptwerke von Johannes Brahms – die 1. Sinfonie und das Violinkonzert mit Frank Peter Zimmermann. Die inzwischen allenthalben üblichen Einführungen werden Wissenswertes liefern, aber eben über die Musik.

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Männerträume im Schauwerk Sindelfingen

Venusfalle“ ist der Titel eines Films von Robert van Ackeren aus dem Jahr 1988. Darin verliebt sich ein Mann unsterblich in die Stimme einer Frau am Telefon – nicht in das Aussehen einer Frau also oder gar deren Persönlichkeit, sondern nur in die Stimme. Das Schauwerk in Sindelfingen zeigt nun eine Ausstellung mit demselben Titel: Sie will zeigen, was für ein Frauenbild Künstler von heute von der Frau haben.

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Russell Young, Marily Crying /(Dyptich White + Suicide Pink), 2011.© Russell Young, Marilyn Monroe™, Rights of Publicity and Persona Rights: The Estate of Marilyn Monroe, LLC

 

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Falstaff ernst genommen an der Stuttgarter Oper

Eigentlich war er schon müde, wollte sich längst von der Bühne zurückziehen – Giuseppe Verdi, schon Mitte 70 -, hätte ihn nicht sein Komponistenkollege Arrigo Boito bedrängt, der war nicht nur Komponist, sondern auch ein vorzüglicher Librettist und hatte wenige Jahre zuvor den alten Meister schon mit einem Operntext zu Shakespeares Othello aus der Reserve gelockt, jetzt gelang ihm ein Meisterwerk, er überredete Verdi dazu, eine Komödie zu komponieren, seine erste! Stoff: Die Figur Falstaff, die bei Shakespeare, dem erklärten Dichterliebling von Verdi, in zwei Stücken auftritt: „Heinrich IV.“ und – als Hauptrolle – in den „Lustigen Weibern von Windsor“. Das Resultat ist singulär. Verdi ging völlig von seinen gewohnten Kompositionstechniken ab, die Oper verzichtet auf Arien, sie ist durchkomponiert, als wäre es ein Sprechstück mit Musik – nicht leicht zu musizieren, nicht leicht zu spielen. An der Oper Stuttgart hat Andrea Moses 2013 das Werk auf die Bühne gebracht.

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