Archiv der Kategorie: Kunst

Gold und Silber zu Ehren Gottes: Der Zwiefaltener Klosterschatz

Es war noch keine fünfzig Jahre alt, da beschrieben es Zeitgenossen bereits als schimmernden Tempel „mit goldenen Kronen, mit goldenen, silbernen, kristallenen und elfenbeinernen Gefäßen, mit Edelsteinen und seidenen Wandbehängen“. Was nach einem morgenländischen Palast aus 1001 Nacht klingt, befand sich freilich auf der Schwäbischen Alb und war kein heidnisches Schloss, sondern ein katholisches Kloster: Zwiefalten. Noch heute zieht es Tausende von Besuchern an, obwohl es längst nur noch Relikt ist: Das Kloster wurde 1803 im Zuge der Säkularisation aufgelöst, seine Schätze nach Stuttgart verbracht, wo sie zum Teil eingeschmolzen wurden. Was der Zerstörungsarbeit durch die Protestanten entging, befindet sich heute im Besitz der Kirchengemeinde Zwiefalten, ist, von einzelnen Gegenständen, die im Kirchenalltag Verwendung finden, dem Auge der Öffentlichkeit entzogen. Eine Ausstellung im Diözesanmuseum Rottenburg zeigt, wie kostbar die Schätze sind, vor allem aber, was sie über das Kloster aussagen.

Staurothek, wohl Jerusalem, um 1100 © Zwiefalten, Katholische Kirchengemeinde. Foto Joachim Feist

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Mit Kunst für eine bessere Welt. Der Arzt Gremliza und die Lovis-Presse

Er war Arzt, und als solcher angetreten, das Leiden der Menschen zu mindern, Leben zu retten, Zukunft zu ermöglichen: Franz Georg Ludwig (genannt Lovis) Gremliza. Nach Schwenningen verschlug es ihn kurz vor Kriegsende, und auch wenn sein Wirken in dieser Stadt nur wenige Jahre währte, so sollte sein Einsatz hier Folgen bis in die Gegenwart haben, denn Gremliza beschränkte sein Engagement nicht auf den Leib der Patienten, sondern kümmerte sich gleichermaßen um deren seelisches und kulturelles Wohlergehen. Die Städtische Galerie in Schwenningen gäbe es ohne ihn möglicherweise nicht, jetzt würdigt sie sein Engagement in einer Ausstellung.

Gertraud Roszosky, Portrait Dr. Lovis Gremliza, 1947

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Neue Kunst aus alten Räumen. Georges Rousse‘ Spiel mit den Dimensionen

Es gibt Künstler wie Christo, die Landschaften und Räume durch Eingriffe bis zur Unkenntlichkeit verändern. Es gibt Künstler wie Christian Boltanski, die sich auf Spurensicherung begeben. Georges Rousse ist beides, vor allem aber ist er Fotograf. Eine Ausstellung in der Städtischen Galerie Tuttlingen zeigt anschaulich, wie sich alle drei künstlerischen Techniken bei ihm zur perfekten Einheit fügen.

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Haikus in Wort und Bild: Jürgen Glocker dichtet, Werner Pokorny zeichnet

Von allen literarischen Formen ist das Gedicht die komprimierteste, und unter allen Gedichten ist das Haiku das dichteste. In deutscher Sprache gerade einmal siebzehn Silben auf drei Zeilen verteilt, ein Nichts, ein Hauch an Worten, eine Fülle an Anspielungen, die der Leser in Assoziationen verwandeln muss – die Minimal Art unter den Dichtwerken. Und Werner Pokorny, der Bildhauer, ist in der bildenden Kunst ein Minimal Artist, nicht weil er in die Gruppe der Sol Lewitts, Dan Flavins oder Donald Judds gehörte, sondern weil er sich wie nur wenige Künstler Jahrzehnte lang auf wenige Formen beschränkt hat wie das Haus oder die Schale. Ein Künstler wie er scheint geradezu auf eine Begegnung mit der Minimal Art der Dichtung gewartet zu haben, jetzt liegt sie vor, mit Haikus von Jürgen Glocker.

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Mehr als nur zum Wohnen: Raum-Kunst

Raum ist physikalisch gesehen eine sich in drei Dimensionen erstreckende Größe, im menschlichen Leben ein zum Aufenthalt bestimmter Bereich, in der Astronomie das All, in der Malerei ein Problem. Erst durch die Zentralperspektive ließ er sich so darstellen, dass er für das Auge dreidimensional wirkte. Doch im 20. Jahrhundert hat sich vieles geändert. Die Perspektive in der Kunst gilt weitgehend als überwunden, die Physik des 20. Jahrhunderts hat Raum und Zeit relativiert – hinreichend Spielraum also für die Phantasie der Künstler, wie jetzt eine Ausstellung im Museum Ritter in Waldenbuch deutlich macht.

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Alle meine Lieben: Künstler auf der Suche nach Familie

Dem 19. Jahrhundert galt sie als Urbild heimischer Geborgenheit – die Familie. Für die 68-Generation war sie der Inbegriff der Spießigen. In den Jahrzehnten steigender Scheidungsraten wurde sie nicht selten totgesagt, bei derzeit sinkenden Scheidungsquoten scheint sie wieder aufzuleben, ist aber längst nur noch eine Form engen Zusammenlebens neben Patchwork-, Regenbogen- oder multinationaler Familie. Eine Ausstellung in der Villa Merkel in Esslingen zeigt auf, wie Künstler von heute auf das Phänomen reagieren.

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Duchamp und die Folgen: Das Readymade macht Geschichte

Es war eine der folgenschwersten Revolutionen in der Geschichte der Kunst. 1913 montierte Marcel Duchamp ein handelsübliches Fahrrad-Vorderrad auf einen Hocker und erklärte es zum Kunstwerk. Es war das erste Readymade der Kunstgeschichte. Ein Jahr darauf tat er dasselbe mit einem ebenfalls überall erhältlichen Flaschentrockner. Das war der Beginn der Konzeptkunst, vor allem revolutionierte es den Kunstbegriff, denn ein Kunstwerk musste seither nicht mehr durch das Genie und die Fertigkeit eines Künstlers hergestellt werden, es reichte das Diktum: Dies ist Kunst. Das Positive für die nachfolgenden Künstler: Alles konnte in ihre Kunst eingehen. Die Kehrseite der Medaille: Was immer sie an Gebrauchsobjekten verwendeten – sie gerieten in Gefahr, epigonenhaft zu wiederholen, was Duchamp erreicht hatte. Eine Ausstellung in der Kunsthalle Göppingen zeigt, wie Künstler bis heute dieser Gefahr entgehen konnten.

 

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Wandverkleidung als Kulturträger. Die altrömischen Campana-Reliefs im Schloss Hohentübingen

Archäologie ist häufig „Stückwerk“. Nicht immer hat der Forscher das Glück, ganze Statuen zur Verfügung zu haben, erst recht nicht Objekte in dem Lebenszusammenhang, in dem sie den Griechen oder Römern vertraut und geläufig waren und der zur möglichst detaillierten und anschaulichen Rekonstruktion der Lebensgewohnheiten nötig wäre. Das gilt auch für die so genannten Campana-Reliefs, so benannt, weil ein gewisser Giampietro Campana ihnen als einer der ersten seine Sammelleidenschaft und sein wissenschaftliches Interesse gewidmet hat. Sie finden sich in renommierten Häusern wie dem British Museum und dem Louvre – und im Archäologischen Institut der Universität Tübingen. Lange Zeit als irrelevant abgetan, gerieten sie erst vor einem halben Jahrhundert in den Fokus der Wissenschaft – und derzeit in eine Ausstellung im Tübinger Schloss.

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Herakles kämpft gegen die Hydra von Lerna. Foto: Thomas Zachmann

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Der Spiegel als Bild: Reflexionen im Schauwerk Sindelfingen

Eines der berühmtesten Spiegelbilder in der Literatur ist tödlich. Fasziniert von der Schönheit seines Antlitzes, das ihm die Oberfläche eines Sees reflektiert, erkennt der junge Narziss die Unerfüllbarkeit dieser Liebe. So erzählt es Ovid in seinen Metamorphosen, so hat es Caravaggio im 16. Jahrhundert im Bild festgehalten und im 20. auch Salvador Dalí. In einer großen Ausstellung im Sindelfinger Schauwerk könnte der Besucher derzeit in Gefahr geraten, auf den Spuren dieses Narziss zu wandeln, denn hier dreht sich alles um die Spiegelung.

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Grau in Grau. Die Raumwelten des Ben Willikens

Es kann ein Symbol für Sachlichkeit sein, für Würde und Neutralität, aber auch für Tristesse, Trübsal, Einsamkeit: Grau ist vielseitiger, als man landläufig meint, es kann positive Konnotationen in sich tragen, wird aber meist negativ gesehen als grauer Alltag, graue Maus, graue Theorie. Für Ben Willikens wurde es die Farbe seines Künstlerlebens; seit den 70er Jahren ist Grau geradezu zum Markenzeichen seiner Malerei geworden – die Farbe Grau und das Motiv Raum. Die Kunsthalle Weishaupt hat ihm jetzt in Ulm eine umfangreiche Retrospektive gewidmet.

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Raum 608: Abendmahl, 2009. Sammlung Siegfried und Jutta Weishaupt © VG Bild-Kunst, Bonn 2016

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