Ein „Markenzeichen“ eines Künstlers liefert eine Handhabe, mittels derer man sich einem komplexen Werk nähern kann. Doch ein Markenzeichen ist zugleich eine Reduktion, denn es simplifiziert, bringt auf einen Nenner, was vom Wesen doch vielschichtig sein sollte. So erging es einem der radikalsten Neuerer in der Kunst des 20. Jahrhunderts: 1913 montierte Marcel Duchamp ein handelsübliches Fahrrad-Vorderrad auf einen Hocker und erklärte es zum Kunstwerk. Es war das erste Readymade der Kunstgeschichte. Noch größere Popularität erlaubte sein Urinal. Doch Duchamp revolutionierte nicht nur den Kunstbegriff, sondern das Wesen von Kunst insgesamt, wie jetzt eine Ausstellung in der Staatsgalerie Stuttgart zeigt.